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Römische	Kalkherstellung	auf	dem	Gebiet	des	heutigen	 
Großherzogtums	Luxemburg	–	Ein	Befund	aus	Wasserbillig1	 
Matthias	Paulke 
In den vergangenen Jahren konnten der Archäologische 
Dienst des Nationalmuseums und der Archäologe der „Ad- 
ministration des Ponts et chaussées“ eine Reihe von Anlagen 
zur Kalkherstellung untersuchen. Angeregt durch die Ent- 
deckung zweier Kalkbrennöfen in Wasserbillig soll an dieser 
Stelle die Gelegenheit genutzt werden, die Erkenntnisse aus 
den Jahrzehnten im Überblick vorzustellen, zumal Luxem- 
burg hinsichtlich der historischen Kalkherstellung eine er- 
hebliche Forschungslücke aufweist. Der vorliegende Bericht 
ist allerdings besonders im Hinblick auf neuzeitliche Kalk- 
produktion keineswegs vollständig 2. Vielmehr sollen aus- 
schließlich die archäologisch beobachteten und untersuchten 
Fundstellen näher betrachtet und der Versuch unternommen 
werden, diese chronologisch einzuordnen. 
Im Zuge der Planung eines Neubauvorhabens in der Gemein- 
de Wasserbillig fand im Winterhalbjahr 2002/2003 auf der 
zu bebauenden Fläche eine archäologische Untersuchung 
statt. Vorrangig ging es darum, die antike Bebauung 
3 
und 
Topographie sowie die mittelalterliche und frühneuzeitliche 
Folgebesiedlung an dieser Stelle zu untersuchen 4. 
Der antike Vicus Suromag(i)um 
5 
lag an der römischen Fern- 
straße von Trier nach Metz. Bis zu Beginn des 20. Jahrhun- 
derts führte eine römische Steinpfeilerbrücke an dieser Stelle 
über die Sauer 6. Eine nachantike Besiedlung im Umfeld des 
Fundplatzes war belegt, da in unmittelbarer Nähe frühmit- 
telalterliche Bestattungen, eine frühmittelalterliche Kirche 
und eine Befestigungsanlage nachgewiesen sind 7. Im Zuge 
der Ausgrabungen konnte jedoch lediglich unterhalb der hi- 
storischen Hangkante der Sauer eine römische Schuttschicht 
nachgewiesen werden, was den Schluss nahe legt, dass sich 
die römische wie auch die frühmittelalterliche Bebauung nicht 
bis an das Ufer der Sauer erstreckte 8. Das zu untersuchende 
Gelände fiel ursprünglich zu den Flüssen Sauer und Mosel 
hin stark ab und wies bis zum Ausbruch des Zweiten Welt- 
krieges eine kleinteilige mittelalterliche und frühneuzeitliche 
Bebauung auf. Im Verlauf des Zweiten Weltkrieges entstan- 
den durch das Sprengen der Straßensperren massive Schäden 
an der angrenzenden Bebauung und der Grenzbrücke. Nach 
dem Krieg entschloss man sich, die Bebauung niederzulegen 
und das Gelände aufzufüllen 9. Auf der so versiegelten Flä- 
che befand sich für die nächsten 50 Jahre der Parkplatz des 
luxemburgischen Zolls. 
Erste Ergebnisse der Ausgrabung wurden bereits kurz nach 
dem Abschluss der Untersuchungen vorgelegt 10. Diese er- 
brachten den Nachweis einer kleinteiligen spätmittelalterli- 
chen/frühneuzeitlichen Bebauung des 15.-17. Jahrhunderts 
11 
(Abb.	1). Bemerkenswert war der Fund zweier großer Kalk- 
brennöfen. Es mangelte jedoch, wie so oft bei Produktionsan- 
lagen, an Hinweisen auf eine absolute Zeitstellung. Da sich 
das Verfahren der Kalkherstellung bis in die Neuzeit kaum 
 1 
 Gedankt sei an dieser Stelle dem wissenschaftlichen Grabungsleiter Dr. 
J. KRIER, den Kollegen Dr. F. DöVENER und Ch. BIS-WoRCH, Prof. 
L. CLEMENS (Trier) für seine hilfreichen Anmerkungen und Hinweise sowie 
meinem Kollegen A. SCHoELLEN für seine große Hilfe beim Zusammentragen 
der luxemburgischen Fundstellen und deren Ansprache. 
 2 
 Eine detaillierte Auflistung von Kalkproduktionsorten der vergangenen zwei- 
hundert Jahre in Luxemburg liefert die Internetseite www.industrie.lu 
 3 
 KRIER (1981) 95ff. 
 4 
 SCHAAF (1993) 144-145. 
 5 
 Vorläufig publiziert bei: BIS-WoRCH (2000) 103 Anm. 22 
 6 
 CüPPERS (1977) 180-181; ders. TrZ, 27 (1964) 278; TrZ 24-26 (1956-58) 
582ff. 
 7 
 KRIER (1981) 95ff. 
 8 
 Das römische Fundspektrum nahm sich im Vergleich mit den großen Mengen 
mittelalterlicher und frühneuzeitlicher Funde eher bescheiden aus. Zu den 
wenigen gefunden Keramikfragmenten gehörten Teile eines Faltenbechers, 
Fragmente von rauhwandig-tongrundigen Schüsseln mit verdicktem Rand (Typ 
Niederbieber 104), ein Reibschüsselfragment mit Horizontalrand und mehrere 
kleine bis sehr kleine Terra-Sigillata-Fragmente. Das Fundmaterial wird, auch 
in übereinstimmung mit den gefundenen Münzen einheitlich in die 2. Hälfte 
des 3. Jahrhunderts datiert. 
 9 
 MATHIEU (1983). 
10 
 PAULKE (2003) (2004). 
11 
 Bei dem gefundenen Keramikmaterial „... dominieren Fragmente aus hellbrau- 
nem Steinzeug mit brauner Sinterengobe in der oberen Gefäßhälfte (Speicherer 
Ware 15./16. Jh.), Fragmente von Trichterhalsbechern aus grauem Steinzeug 
mit weiß-grauer Sinterengobe (Speicher 16. Jh.), Fragmente von Krügen mit 
eiförmigem Gefäßkörper, Wellenfuß und Dellenbanddekor aus hellgrauem salz- 
glasiertem Steinzeug (Speicherer Ware 16./17. Jh.)“ s. PAULKE (2003) 96. 
12 
 USCHMANN (2006) 214ff.