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Das Landschaftsbild an der Südwestgrenze des Großherzog- 
tums Luxemburg, zwischen Düdelingen und Rodange, ist ge- 
prägt durch die Cuesta einer zum Pariser Becken gehörenden 
Doggerformation, an deren stark zerlappter Stirnseite zwei 
größere Wasserläufe entspringen, einerseits die zum Mosel- 
Rhein-Becken gehörende Alzette, andererseits die Korn 
(Chiers), welche nach Westen zur Maas (Meuse) hin fließt. 
Durch Erosion haben diese Wasserläufe und ihre Neben- 
arme (‚Diddelengerbaach’, ‚Kael(er)bach’, ‚Maragole’, usw.) 
z.T. enge Täler in die geologischen Schichten der Cuesta ein- 
gegraben und so eine ganze Reihe von markanten Bergvor- 
sprüngen, wie z.B. den Titelberg, geschaffen sowie mehrere 
Auslieger- oder Zeugenberge von der eigentlichen Hochflä- 
che abgetrennt. 
Der zwischen Düdelingen und Kayl gelegene ‚Gehaansbierg‘ 
(Johannisberg, Mont-Saint-Jean) ist einer dieser Auslieger- 
oder Zeugenberge (Abb.	1). Mit seiner bei etwa 410 m über 
NN gelegenen Hochfläche überragt er die Niederung der 
5 km weiter nördlich fließenden Alzette um gut 135 m. Nach 
Norden und Osten ist seine auffällige Silhouette bis weit ins 
Luxemburger Gutland hinein sichtbar. Der ‚Gehaansbierg‘ 
besteht jedoch nicht allein aus dem steil abfallenden Bergke- 
gel, welcher im 4. und 5. Jahrhundert n. Chr. ein spätrömi- 
sches 
Kastell1 
und im Mittelalter u.a. eine imposante Burgan- 
lage 
2 
trug. Nach Westen, zur Niederung der ‚Kaelbaach‘ hin, 
setzt sich der Kegel mit einem etwa 50 m tiefer gelegenen, 
leicht abfallenden, rund 300 m langen Sporn fort, der heu- 
te bewaldet ist, auf dem sich in früheren Zeiten aber offen- 
bar die Gärten der Burganlage befanden. Dieser bereits auf 
dem Territorium der Gemeinde Kayl gelegene Sporn trägt 
den Katasternamen ‚Gehaanskneppchen’. Von der etwa bei 
330 m über NN gelegenen Spitze des ‚Gehannskneppchen‘ 
fällt das Terrain (Flur: ‚an der Schurel‘, ‚oenner der Schurel‘) 
dann terrassenartig bis zu dem 520 m entfernten, bei einer 
Höhe von 280 m gelegenen Bett der ‚Kaelbaach‘ ab. Wäh- 
rend dieses Gelände in früheren Zeiten noch in zahlreiche 
kleinere Parzellen eingeteilt war und von mehreren verschie- 
denen Eigentümern bewirtschaftet wurde, befindet sich das 
gesamte Areal heute in einer einzigen Hand und wird nur 
noch als Weideland genutzt. 
 Dass sich in den Ländereien unmittelbar westlich der bewalde- 
ten Spitze des ‚Gehaanskneppchen‘ eine römische Siedlungs- 
stelle befindet, ist seit den 40er Jahren des 19. Jahrhunderts 
bekannt. In zwei in den so genannten „Fardes bleues“ der 
Section Historique de l’Institut Grand-Ducal im Museums- 
archiv aufbewahrten Briefen vom Herbst 1846 beschreibt der 
damalige Kayler Lehrer Schon die Lage der Fundstelle (mit 
einer erklärenden Skizze) sowie die dort getätigten Funde 
recht genau (Abb.	2): 
„A Monsieur l’Inspecteur d’écoles du canton Esch sur Alzette. ­ 
Avis, concernant la découverte des fondements d’un ancien bâti- 
ment au ban de Kayl, lieu dit: In der Schourel. Au pied du Mont 
St Jean, A ci­contre, s’adosse du coté du couchant la colline vulgaire­ 
ment nommée Johannis­Knaeppchen B. En suivant cette colline 
dans la même direction c, d, e jusqu’à l’extrémité et en mesurant 
environ 60 mètres, toujours vers l’ouest à travers les parcelles de terre, 
dont la longueur se prend du Nord au Sud, on est sur la place meme 
C. qui se décèle assez par son sol pierreux mêlé de tuiles etcetera (?). 
– Le sieur Pauly Pierre propriétaire des parcelles en question, et la­ 
boureur à Kayl, en labourant son champ en 1842, a touché du soc de 
la charrue à des fondements. ­ En y creusant, il a trouvé quantité de 
pierre murées dans les fondements; plusieurs de ces pierres portaient 
des figures. – Dans un appartement, la cuisine sans doute, il a trouvé 
des tablettes qu’il a employées pour sa maison. – Plusieurs espèces de 
monnaie y ont été trouvées. Malheureusement un juif inconnu en 
a fait l’acquisition. Celle que j’ai remise à Monsieur l’Inspecteur et 
qui porte l’image d’Antoninus Pius, a été trouvé en 1844. – Kayl, le 
30 7 
bre 
1846 ­ s. Schon.“ 
Kayl-„Schurel“:	eine	römische	Villa	im	Westhang	 
des	„Gehaansbierg“ 
Jean	Krier 
 1 
 Vgl. zusammenfassend L. BAKKER, Die Funde der spätrömischen Befestigung 
auf dem „Bockfelsen“ von Luxemburg, in: J. ZIMMER u.a., Aux origines de la 
Ville de Luxembourg, Luxembourg 2002 (= Dossiers d’Archéologie du MNHA 
Bd.VII), hier 43. 
 2 
 J. ZIMMER, Die Burgen des Luxemburger Landes, Luxemburg 1996, Bd. II, 
60-63 Nr. 16.