50 Am 7. Juli 2007 erhielt das MNHA den Hinweis, daß durch den Bau eines Regenrückhaltebeckens bei Dudelange- Burange (Flur „Koibestrachen“1 ) römische Gebäudereste angeschnitten bzw. zum Teil schon zerstört worden waren 2. Aufgrund laufender Ausgrabungen an zahlreichen anderen Fundplätzen konnte das MNHA erst ab Mitte November in Dudelange tätig werden (bis Anfang Dezember 2007). Im Folgejahr wurden die archäologischen Untersuchungen im unmittelbaren Umfeld des Regenrückhaltebeckens ab Mitte März wieder aufgenommen und bis Mitte Juli 2008 fortge- führt 3. Vor etlichen Jahren waren in der Flur „Koibestrachen“ – etwa 500 Meter von der aktuellen Ausgrabung entfernt – Keramikscherben des 1. und 2. Jahrhunderts n. Chr. aufge- lesen und ein römischer Bestattungsplatz vermutet worden 4. Auch in den benachbarten Fluren war bereits vielfach anti- kes Fundmaterial zutage gekommen 5. Abb. 1 zeigt ein mit kleinen und größeren villae rusticae dicht besiedeltes Gebiet im Einzugsbereich von Kaelbaach, Diddelengerbaach und Uelzecht (Alzette). Diese Siedlungsstellen liegen jeweils etwa einen Kilometer voneinander entfernt. Vor allem im Zuge der Planierungsarbeiten für die Industriezone Wolser zwischen Dudelange und Bettembourg wurden im Jahr 1981 Reste mehrerer Römervillen entdeckt 6. Während des Ausbaus der Autobahn A3 und des Autobahnkreuzes A3-A13 zwi- schen 1976 und 1979 wurden mehrere Fundstellen zerstört („Uechtwé“, „Brannenbuesch“, „Dennert“). Im Vorfeld des Ausbaus der A13 („Collectrice du Sud“) wurden 1990 zwar keine neuen römischen Siedlungsplätze nördlich von Dudelange beobachtet, jedoch konnten antike Qanat-Was- serleitungen bei Noertzange-„Stiwelbierg“ nachgewiesen werden 7. Durch den Bau der neuen Autobahnabfahrt Kayl- Noertzange wurde allerdings das Umfeld der seit 1982 be- kannten Quellfassung „a Feschtem“ – wahrscheinlich ein ur- alter Kultplatz, der ein Fundspektrum vom Neolithikum bis in die Neuzeit aufweist – nochmals stark in Mitleidenschaft gezogen 8. Bei den 2007-2008 vorgefundenen Gebäuderesten handelt es sich wahrscheinlich ebenfalls um Teile einer römischen Villa. Römische Gebäudereste bei Dudelange-Burange Franziska Dövener 1 Der Flurname findet sich auch als „Kuebestrachen“ bzw. „auf den Koibestrachen“, s. N. FoLMER/J. KRIER, Carte archéologique du Grand-Duché de Luxembourg. Feuille 28 – Esch-sur-Alzette (Luxembourg 1981) 31, Nr. 109. 2 Die Fundmeldung verdankt das MNHA Herrn Albert Rausch aus Budersberg, der seit Jahrzehnten systematisch die Fluren im Großraum Dudelange archäolo- gisch prospektiert. 3 Die Baumaßnahme erfolgte im Rahmen des Projekts „Urbanisation d’une zone d’activités et zone mixte“, zu dem auch das neue „Laboratoire national de santé“ gehört. Eine am 18. August 2007 durchgeführte geomagnetische Untersuchung (Firma Eastern Atlas) auf den angrenzenden Feldern, welche u.a. von der gros- sen Baugrube für das Düdelinger „Staatslabo“ betroffen waren, erbrachte keine klaren Befunde (lediglich zwei Flächen mit „archäologischem Potential“). Das mag an den starken Kolluvien in der Region liegen. 4 „Cimetière gallo-romain“, s. N. FoLMER/J. KRIER a.o. 1981. – Im Februar 1985 erfolgte, etwa 1 Kilometer von der aktuellen Ausgrabung entfernt, die Bergung eines weiteren römischen Grabes (Brandschüttungsgrab des 2. Jahrhunderts n. Chr., Inventarnummer 1985-219/1,2). Es enthielt Keramik- und Glas- fragmente, Leichenbrand, Holzkohle und Eisennägel. Die Ausgräber waren Albert RAUSCH und Raymond WARINGo (†, MNHA). 5 Die Fundstellen, oft durch Ziegel- und Keramikbruchstücke an der oberfläche kenntlich, wurden als „substructions gallo-romaines“ interpretiert, s. N. FoLMER/ J.KRIER a.o. 1981, 31 und N. FoLMER/J. KRIER/N. THEIS/R. WAGNER, Carte archéologique du Grand-Duché de Luxembourg. Feuille 25 – Bettembourg (Luxembourg 1982) 61 Nr. 105, 62 Nr. 132 und 69 Nr. 255. 6 Sie konnten nur zum Teil unter großem Zeitdruck und in extrem lehmigem Boden während der letzten Aprilwoche 1981 notdürftig untersucht werden, s. Raymond SCHMIT, Überreste römischer Bauten bei Düdelingen freigelegt, Luxemburger Wort 24.4.1981. Auch hier kam die Fundmeldung von Albert RAUSCH; die Notgrabung erfolgte unter Anleitung von Jean Krier durch die Düdelinger „Amis de l’histoire et du Mont St. Jean“, insbesondere unter Mitwirkung von Robert KRANTZ und Camille RoBERT. Die Inventarnummer lautet: 1981-62. 7 s. A. SCHoELLEN, De surprenants ouvrages hydrauliques romains, Archéologia 332, 1997, 62-66; K. GREWE, Licht am Ende des Tunnels. Planung und Trassierung im antiken Tunnelbau (Mainz 1998) 180 f. 8 Freundliche Mitteilung von André SCHoELLEN (MNHA, vormals Administration des Ponts et Chaussées Luxembourg). – Die Entwicklung des Luxemburger Autobahnnetzes läßt sich auf der Internetseite www.pch.public.lu/reseau_ routier/autoroutes/evolution/index.html verfolgen. – Zu den Funden aus der quelle bei „a Feschtem“ s. N. FoLMER/J. KRIER/N. THEIS/R. WAGNER a.o. 1982 59 f. Nr. 98; zu einem während der Terrassierungsarbeiten ent- deckten, mittelalterlichen Eisenproduktionsstandort bei „a Feschtem“, s. A. SCHoELLEN/R. WARINGo, Bas fournaux carolingiens près de Kayl, Musée Info – Bulletin d’information du MNHA, 4, 1992, 27.