38 Aus den über 370 Prospektionseinheiten lassen sich insge- samt mehr als 40 räumlich voneinander getrennte Fundstel- lenkomplexe erarbeiten, die in der Regel mehrere Epochen und Zeitstufen beinhalten. Es lassen sich nach einer groben Durchsicht des Materials auf den über 40 Fundstellenkom- plexen bereits 150 Fundstellen zeitlich einordnen. Bei den größeren Fundstellenkomplexen lassen sich oft im Fundspek- trum alle Epochen von der Urgeschichte (Paläo-, Meso- und Neolithikum), der Vorgeschichte (Bronze- und Eisenzeit) bis zur Frühgeschichte (Gallorömische Zeit bis ins Mittelalter) und Neuzeit beobachten. Seine Hauptsammlertätigkeit lag zwischen den 70er und 90er Jahren. Von der Bedeutsamkeit seiner Sammlung wusste das Museum seit Anfang der 90er Jahre, da Roger Wagner mit dem Konservator der Abteilung für Urgeschichte in Kontakt stand (D’Amico u.a., 2006) und langjähriges Mitglied der Société préhistorique luxembourgeoise war. Wie aus seinen persönlichen Aufzeichnungen hervorgeht, traf sich Roger Wagner auch mit anderen Heimatsammlern, wie Joseph Herr aus Diekirch und Horst Böcking, bei deren Treffen Funde präsentiert und Wissen sowie Informationen zu Objekten ausgetauscht wurden.1 Dieser Hinweis ist für die Archäolo- gen insofern von Bedeutung, da wir wissen, dass die oben genannten Heimatforscher zum Teil die gleichen Fundstellen prospektierten und die Funde bei einer späteren einzelnen Fundstellenbearbeitung berücksichtigt werden müssen. Der nun folgende Vorbericht kann nur einen kurzen Einblick zum derzeitigen Stand der Aufarbeitung geben und einige für die Urgeschichtsforschung Luxemburgs bedeutsame Fundstellen aufzeigen. Eine Gesamtübersicht der ganzen Sammlung ge- ben zu wollen, würde an dieser Stelle zu weit führen. DIE FUNDBEARBEITUNG In einem ersten Arbeitsschritt wurden alle Funde je nach Erhaltungszustand und Materialgruppe gereinigt (gebürstet oder gewaschen), danach im Trockenschrank oder Freien getrocknet und abschließend markiert, um eine möglichst genaue Identifizierung des Objektes zum Auffindungsort zu gewährleisten. Da die meisten Funde beim Übergabezu- stand weder markiert noch gereinigt waren, stellten die oben angeführten Arbeitsschritte, der fachgerechten Reinigung, Markierung und räumlichen Zuordnung nach Prospektions- einheit ein zeitintensives Unterfangen dar. Glücklicherweise waren die meisten Funde noch im Zustand ihrer Auffindung, so dass die größte Anzahl in Tüten verpackt mit einem Fund- zettel des Sammlers versehen waren, auf der in der Regel das Datum, die Fundstellenbezeichnung (ein Kürzel bestehend aus einer Buchstaben-Zahlenkombination) Wagners und/ oder ein Flurname verzeichnet waren. Die Markierung der Objekte folgte der von Wagner aufgestellten räumlichen Fund stelleneinteilung. In einem zweiten Arbeitsschritt wurden alle Funde innerhalb des jeweiligen Fundstellenkomplexes (FK) und der dazuge- hörigen Prospektionseinheit 2 (PE) nach Fundkategorien wie z.B. Gerätegruppe (Beil, Abschlag, Pfeilspitze usw.), Roh- stoff (Gesteinsart, Keramik, Knochen, Glas, Metall usw.) und grober Zeitstellung (Paläo-, Meso-, Neolithikum, Vorge- schichte, Römisch usw.) sortiert. Danach wurden die Funde den Prospektionseinheiten entsprechend in Kisten verpackt und im Depot eingeräumt, wo sie auf ihre wissenschaftliche Bearbeitung warten. Abschließend wurden die Aufzeichnungen und Fundzettel von Roger Wagner digitalisiert, die Fundkomplexe und Pros- pektionseinheiten lokalisiert und das Fundmaterial grob da- tiert und ausgewertet (Rick 2006abc, Archiv MNHA). EIN LANGER WEG BIS ZUR FUNDSTELLENLoKALISATIoN Zum Zeitpunkt der langwierigen Fundreinigung und Mar- kierung war die Lokalisierung der mehr als 370 Prospekti- onseinheiten noch nicht bekannt, weil entsprechend präzise Aufzeichnungen fehlten. Da erst zu einem späteren Zeit- punkt die Aufzeichnungen des Sammlers analysiert und ent- ziffert werden konnten, wurde von Anfang an das von Roger Wagner selbst erdachte System beibehalten, u.a. auch da ein Teil des Fundmaterials durch Wagner selbst bereits beschrif- tet worden war. Die räumlichen Unterteilungen Wagners werden vom Autor als Fundstellenkomplexe (nachfolgend FK) mit darin unterteilbaren Prospektionseinheiten (nach- folgend PE) bezeichnet, da man zum jetzigen Zeitpunkt der Aufarbeitung nicht von Fundstellen im eigentlichen Sinne sprechen kann. DAS MARKIERUNGSSySTEM RoGER WAGNERS Die vom Sammler vergebene Bezeichnung der Fundstel- lenkomplexe mit ihren Prospektionseinheiten gliedert sich – wie oben im Text bereits erwähnt – in eine Buchstaben- Zahlenkombination, wobei der erste Buchstabe (A, B, C…) jeweils der Gemeinde zugehörig ist. Als weitere Unterteilung für eine Ortschaft (Sektion) innerhalb dieser Gemeinde steht ein zweiter, klein geschriebener Buchstabe (a,b,c,d…). Für die jeweilige im Fundstellenkomplex untersuchte Prospek- tionseinheit wurde eine arabische (1,2,3…) Zahl angefügt. Prospektierte Wagner innerhalb einer Gemeinde mehrere Fundstellenkomplexe 3 in verschiedenen Sektionen, obwohl diese räumlich zusammengehören und aneinandergrenzen, sind diese mit einem zweiten Buchstaben für die jeweilige