108 diese Theorie sprechen mehrere Anhaltspunkte: erstens war der Beginn einer Maueränderung in Mauer B2 zu erkennen, der jedoch leider nicht weiter nachgegangen werden konnte (vgl. Abb. 15). Zweitens steigt die Sohle der Gräfte zu Mauer E hin an – könnte somit sogar unterbrochen gewesen sein – , und drittens konnten wir archäologisch den westlichen Teil eines Weges fassen, der nach der systematischen Verfüllung der Gräfte im 18. Jh. angelegt worden war und ungefähr die glei- che Trasse benutzt hat. Der Verlauf des neuzeitlichen Weges scheint dabei auf die kleine Brücke zuzugehen, die zum ehe- maligen Gutshof auf der anderen Bachseite führte und die auch im Urkataster noch verzeichnet ist (vgl. Abb. 4). Leider lag der Grossteil des Weges unter dem Zugang zum Innenhof des 20. Jahrhunderts. Aufgrund der Auflage, diesen Zugang für die späteren Abrissarbeiten bestehen zu lassen, konnte diese Frage archäologisch leider nicht zur vollen Zufrieden- heit geklärt werden. ZUSAMMENFASSUNG Was den Verlauf der Umfassungsmauer und der Gräfte an- geht, so konnte doch zumindest der westliche Bereich gut rekonstruiert werden. Beide haben weniger einen echten fortifikatorischen Nutzen, sondern eher eine repräsentative Funktion zur symbolischen Darstellung der Machtbefug- nisse der Herrschaft. Leider waren große Teile der Anlage entweder schon durch die Bauten des 20. Jahrhunderts ge- stört oder aufgrund der Auflagen des Bauherrn nicht zugäng- lich, so dass uns die Gestaltung des östlichen Bereichs völlig entgeht. Auf die Existenz weiterer Gebäude weist zumindest Mauerfragment D hin. Trotz aller Schwierigkeiten im Detail, zeigt uns doch der archäologische Befund aus der westlichen Hälfte, dass das Gebäude A ziemlich mittig auf dem Burg- areal gelegen hat. Unterstützung findet diese Hypothese auch durch den Urkataster, dessen Begrenzungen die alten Besitz- verhältnisse widerspiegeln. Von der Grösse der Anlage her gleicht die mittelalterliche Niederburg zu Colpach jenen der nahe gelegenen Schlösser von Ell und Everlingen, die leider bislang noch nicht weiter erforscht worden sind. Abgesehen von den Grabungen Ray- mond Waringos in Bettemburg, stellt die Colpacher Grabung für Luxemburg die erste archäologische Untersuchung eines kleinen Herrensitzes dar – ein Thema, das hierzulande bisher leider noch keine wissenschaftliche Beachtung gefunden hat. Ebenso fehlt die historische Aufarbeitung solcher Herren- sitze. Obwohl die Literaturangaben zu Colpach mehrere Sei- ten umfassen, beschäftigen sich doch lediglich drei Autoren – und dies zudem nur recht oberflächig – mit der Frühzeit des Schlosses. Der Fall Colpach zeigt aber auch, wie sinnvoll und notwendig es ist, auch die kleinen und auf den ersten Blick unscheinbaren Herrensitze zu erfassen und zu untersuchen, denn nur profundes Wissen schützt vor Entscheidungen, die von späteren Generationen, denen wir Rede und Antwort stehen müssen, bereut werden könnten.< BIBLIOGRAPHIE BREItLING Stefan, Adelssitze zwischen Elbe und Oder, 1400-1600, in: Veröffentlichungen der Deutschen Burgenvereinigung, Reihe A: Forschungen Bd 10, 2005, 28ff. LIEZ Nic, Histoire des seigneuries de Colpach et d’Ell, Luxemburg 1886. HESS Joseph, « Colpach, dans un fond recueilli », in : Sapeurs Pompiers 1330-1980, Colpach 150e Anniversaire, Fête cantonale, Juli 1980. HESS Joseph, in : Les Amis de Colpach (Hrsg), « Colpach », Luxemburg 1978, 11-20. KRIER tony, KOLtZ Jean-Pierre, Les châteaux historiques du Luxembourg, Luxemburg 1975, 96f. Abb. 16 Ansicht Mauer B3 mit Mauer E dessen Funktion nicht klar geklärt werden konnte (© MNHA).