72 Anlässlich der am 19. Februar 2006 abgehaltenen Jahres- versammlung übergab der Vorstand der „D’Georges Kayser Altertumsfuerscher Nouspelt“ den anwesenden Vertretern des Nationalmuseums für Geschichte und Kunst ein sel- tenes archäologisches Fundobjekt aus dem Nachlass ihres kurz zuvor verstorbenen Vereinspräsidenten René Gary († 24.01.2006) 1. Nach dem Tod von Georges Kayser, am 4. September 1988, hatte R. Gary, im Einverständnis mit den rechtmäßigen Erben des Nospelter Pfarrers, das Stück als bleibende Erinnerung an seinen langjährigen Weggefährten, Lehrmeister und Freund an sich genommen und dann über mehr als 17 Jahre lang ehrfurchtsvoll aufbewahrt. Nach ver- lässlichen Zeugenaussagen befand sich das Objekt offenbar schon Ende der sechziger Jahre des 20. Jahrhunderts im Be- sitz von Georges Kayser. Der Verfasser hat es erstmals bei sei- nem Antrittsbesuch im Nospelter Pfarrhaus im Herbst 1979 auf dem Schreibtisch von Pfarrer Kayser gesehen. Bevor wir uns weiter mit dem Schicksal dieses außergewöhn- lichen Fundstücks befassen 2, soll zunächst die genauere Be- schreibung des Objekts erfolgen. Es handelt sich dabei um einen massiven Silberlöffel, bei dem bedauerlicherweise der vordere Teil der ovoiden Laffe, d.h. der Löffelschale, abge- brochen ist (Abb. 1). Bei einem Gewicht von 27,56 g (vor der Restaurierung) bzw. 27,51 g (nach der Restaurierung) ist das überaus qualitätvolle Stück heute noch 15,8 cm lang, was auf eine ursprüngliche Gesamtlänge von etwa 17,7 cm schließen lässt. Der Silberlöffel 3 besteht aus drei Teilen, der ovalen Löffel- schale (Laffe), einem volutenförmigen Verbindungsstück so- wie dem langen, facettierten Stiel mit profiliertem Endknopf (Abb. 2). Die 0,9 cm tiefe Laffe war ursprünglich etwa 3,8 cm breit und 6,45 cm lang. Das massive Verbindungsstück setzt etwas unterhalb des Löffelrandes an der Außenseite der Laffe an, ist dann in einem geschwungenen Bogen nach oben ge- führt und endet konsolenartig unter dem aufliegenden Stiel. Dieser 11,2 cm lange Griff weist über dem Zwischenstück ei- nen sechskantigen Querschnitt von 4,7 mm Durchmesser auf und verjüngt sich dann bis zum Ansatz des Endknopfes auf eine Dicke von 3,3 mm. Der eigentliche Stiel wird bekrönt von einer 8,8 mm hohen Knospe, welche auf einer zweifach profilierten runden Manschette aufsitzt. Der in einer Form gegossene Löffel wurde in der Werkstatt des Produzenten sorgfältig nachbearbeitet und mit Nielloein- lagen reich verziert. Die Niellotechnik 4 besteht darin, haupt- sächlich bei Silberobjekten, in das Metall eingravierte oder eingepunzte Ornamente mit einer schwärzlichen Schmelz- masse (lat. nigellum = schwärzlich) bestehend aus Schwefel- silber, Blei, Kupfer und anderen Zusätzen auszufüllen, den Gegenstand anschließend abzuschleifen und zu polieren. Die so entstandenen Verzierungen heben sich durch ihre schwar- ze Farbe deutlich von der glänzenden Oberfläche des umge- benden hellen Edelmetalls ab. Der Silberlöffel aus dem Nachlass von Pfarrer G. Kayser zeichnet sich durch besonders reiche Nielloverzierungen aus (Abb. 3). Auf den beiden oberen Facetten des Stiels ist jeweils „VTERE FELIX“ – Ein spätrömischer Silberlöffel mit Inschrift Jean Krier 1 Vgl. René GARy zum Gedenken, Den Ausgriewer, D’Zeitung vun den D’Georges Kayser Altertumsfuerscher 16, 2006, 5-6. 2 Eine erste Fassung des vorliegenden Beitrags erschien bereits im Februar 2007 unter dem titel : Ein spätrömischer Silberlöffel mit der Inschrift VtERE FELIx, Den Ausgriewer 17, 2007, 6-8. – Für wertvolle Hinweise dankt der Verfasser Herrn Professor François BARAttE von der Université de Paris IV – Sorbonne sowie Frau Dr. Friederike NAUMANN-StECKNER vom Römisch-Germanischen Museum in Köln. 3 Zu Silberlöffeln allgemein : F. BARAttE, Römisches Silbergeschirr in den gal- lischen und germanischen Provinzen, Stuttgart / Aalen 1984. – F. BARAttE u.a., trésors d’orfèvrerie gallo-romains, Catalogue d’exposition, Paris 1989. – H.W. BöHME, Löffelbeigabe in spätrömischen Gräbern nördlich der Alpen, Jahrbuch des Römisch-Germanischen Zentralmuseums Mainz 17, 1970, 172-200. – S.R. HAUSER, Spätantike und frühbyzantinische Silberlöffel. Bemerkungen zur Produktion von Luxusgütern im 5. bis 7. Jahrhundert, Jahrbuch für Antike und Christentum, Ergänzungsband 19, Münster 1992.– L. SCHWINDEN, Ein spätrömischer Silberlöffel aus trier mit Inschrift INVENtA VINCAS, Funde und Ausgrabungen im Bezirk trier 25, 1993 (= Kurtrierisches Jahrbuch 33, 1993), 26*-35*. 4 Vgl. etwa E. DESCHLER-ERB, Niellierung auf Buntmetall : Ein Phänomen der frühen römischen Kaiserzeit, Kölner Jahrbuch 33, 2000, 383-396.