48 Diese Art der „Kolbenschlaufen“ hat ihren Ursprung in Dekorformen der Toreutik und wurde von dort aus in der frühen Kaiserzeit auch in den Schmuck von Architekturtei- len übernommen 7. In seiner Vereinfachung spricht dieses Detail für einen Ansatz in das 1. oder die erste Hälfte des 2. Jh. n. Chr. Besondere Aufmerksamkeit verdient das Bildmotiv, denn es fällt aus dem Repertoire des üblichen Dekors der Keramik in den Nordwestprovinzen völlig heraus, findet aber auch sonst in der römischen Kleinkunst, etwa im Schmuck von Lam- pen oder Gemmen, keine Parallelen. Eine Reihe von Details sind nicht gut zu erkennen, denn schon die Matrize selbst kann nicht mehr frisch gewesen sein, wie die Details im Ge- wand der Frau belegen, die teilweise grob nachgezogen sind. Außerdem ist die Oberfläche stark verrieben und überdies ist ein Mittelstreifen ausgebrochen und fehlt, wie die Umzeich- nung des Gefäßes durch die Ausgräber gut veranschaulicht (Abb. 1) 8. Diese Szene kommt nun ein weiteres Mal auf einer mit Re- liefs auf allen vier Seiten geschmückten Basis in den Vati- kanischen Museen vor, die auf Grund ihres Dekors mit einiger Gewissheit in der frühen Regierungszeit des Augus- tus, d.h. in den Jahren um 40 - 20 v. Chr. entstand (Abb. 3) 9. Der Bildschmuck weist durchgehend eine dionysisch-buko- lische Konnotation auf, so dass man sich dieses Werk gut als Träger einer entsprechenden Figur oder eines Gerätes im Ambiente des Gartens eines Hauses oder einer Villa in Rom und Umgebung vorstellen kann. Bei der Betrachtung des Bildrepertoires der römischen Kunst stellt sich immer wieder die Frage nach der Originalität der Motive. Für andere Bilder der erwähnten Basis ließen sich schon Parallelen nennen. So findet sich auf der gegenüberlie- genden Seite etwa ein Paar, das ein Reh mit Kitz betrachtet (Abb. 4). Der junge, heroenhaft stilisierte Mann schaut zu, wie die Frau der Tiermutter ein Junges zum Säugen hinschiebt 10. Diese Szene kehrt ganz ähnlich – wenn auch wiederum sehr selten – auf dem Spiegel römischer Lampen wieder (Abb. 5) 11 . Abb. 2 Wie Abb.1, Mittelemblem (© MNHA).