mandsland steht, wie ein monströses Wrack, wie eine Allegorie des Endes, und das sogar dann, wenn — auf einer andern Fassung — der Lieblingshund Lapponio darauf posiert. Und erst das Bett! Ein erbärmliches Möbelstück, vom Liegen in der Mitte tief eingedrückt, die Matratze am Kopf- und Fussende sich aufbäumend, Federdecke und Kissen in Konvulsionen sich windend — wenn das gleichbetitelte Bild von 1948 den Ort der Ruhe und der Lust meinte, so reden die «Betten» der siebziger Jahre von Unrast, Pein und Todesahnung. Vom Absterben und vom Tode handelt das Spät- werk auch dann, wenn die Anspielung nicht offensicht- lich ist wie auf dem Bild mit dem Leichenwagen oder auf der sterbenden Natur in «Wintertag in Bondo». Am erschütterndsten aber tritt uns die Hinfälligkeit des Fleisches auf den Menschendarstellungen der letzten Jahre entgegen. Ich meine damit nicht nur das Selbstbildnis des Fünfundsiebzigjährigen und die Porträts der gleich- altrigen Schwester — auch wenn er Freunde im besten Mannesalter und junge wie etwa den Italiener Maurizio und den Franzosen Alain malt, bringen diese in Blick und Haltung einen Ernst, eine Hoffnungslosigkeit zum Ausdruck, die einem das Herz schwer machen. Ganz zum Bewusstsein aber kommt die Tragik der späten Porträts erst dann, wenn man sie mit den- jenigen der Schwester und dem Selbstbildnis von 1975 zusammensieht. Die innige Verbundenheit, die ein Leben lang zwischen dem Maler und seiner Zwillingsschwester be- stand, hat dazu geführt, dass die beiden 1973 gemal- ten Porträts Ernas und das zwei Jahre später entstan- dene Selbstbildnis einen kaum mehr zu überbietenden Grad der Angleichung erreicht haben. Nicht nur in Ausserlichkeiten wie Gesichtszüge und Körperhaltung, sondern vor allem dadurch, dass Bruder und Schwe- ster wie zwei Wesen wirken, denen die Todesgewiss- heit den Lebensnerv vernichtet hat. Das sind Bilder, vor denen die Kritik verstummt. Hier sind nur noch Mitfühlen, Mitleiden am Platze. Und das ehrfürchtige Staunen darüber, dass es der Kunst gegeben ist, den bittersten Erfahrungen, den fürch- terlichsten Qualen einer Menschenseele gültige und dauernde Form zu verleihen. Manuel Gasser Erna, 1973 Ol auf Holztüre, 197 x 64 cm