bläserwerkstatt in einem Kultkeller mit Steinbänken gefunden (71). Über ihm prangt ein ausdrucksvoller Männerkopf (23), der mit vielen anderen Funden des 2. und 3. Jahrhunderts in einem kürzlich freige- legten Keller zum Vorschein kam. Ihm gegenüber steht ein Genius mit Füllhorn, sozusagen die «Interpretatio Romana» vom keltischen Cernunnos, dessen münzenspeiender Hirschkopf im unteren Teil des Steines noch als Erinnerung zu spuken scheint (72). Saal 14 In einer großen Wandvitrine sind einige der zahlreichen Funde der Titelbergausgrabungen der letzten Jahre ausgestellt: die Aufstellung von Keramik und Gebrauchsgegenstinden des 1. vorchristlichen Jahrhunderts und der vier nachchristlichen Jahrhunderte entspricht in etwa der Fundlage, wie sie das nebenstehende Bodenschichtenschema veranschaulicht. Unten kann man aufler einer wiederhergestellten Tôpterscheibe vom Titelberg auch das Modell eines Tôpferofens se- en. Wie eine rômische Zentralheizung (Hypokaustanlage) funktionierte, ist hier ebenfalls veranschaulicht. Fragmente von Mosaiken aus der Villa von Bous, sowie ein Modell des teilweise ausgegrabenen Palastes von Echternach kann man auch in diesem Raum bewundern. Einige Vitrinen enthalten besondere Schaustücke, wie den großen grauen Becher mit Jagdszenen (vom «Tossenberg» zwischen Strassen und Mamer) (54). Saal 15 Er steht unter dem Motto der Totenbräuche und zeigt wiederherge- stellte Gräber vom Typus der Brand- und der Körperbestattung (letz- tere vorwiegend in der Spätzeit gebräuchlich). Auffällig sind die zahl- reichen Bruchstücke von Steinskulpturen, welche z.T. riesige Denk- mailer schmückten in der Art u.a. des Grabpfeilers, des Grabaltars. des mausoleumartigen Grabhügels. Im letzten Jahrzehnt wurden vom Staatsmuseum mehrere Grabstätten dieser Art methodisch aus- gegraben: bei Lellig-Wasserbillig kamen z.B. an die 1500 figürliche Fragmente zutage, welche auf einen Pfeiler von der Art und Größe des 7 km entfernten Igeler Denkmals hinweisen. Ein etwa 12 m hohes Denkmal auf Grevenmacherberg, an der Römerstraße Lyon-Trier gelegen, ähnelte einer Tempelfassade; die dem Weinbau und dem Dionysoskult zugehörigen Motive lassen vermuten, daß hier die letzte Ruhestätte eines wohlhabenden Winzers und Weinhändlers des 2. Jahrhunderts zu suchen ist; das trifft ebenfalls zu beim unmittelbar an der Mosel in Remerschen gelegenen kolossalen Cippus. Ein Mo- dell stellt den außergewöhnlichen Grabhügel bei Bill dar: in seiner Ringmauer von 24 m Durchmesser war ein Grabaltar eingebaut; sein zentraler Pfeiler war von einem menhirartigen Stein bekrónt. N.B. Die freigelegten Unterbauten einiger dieser Denkmáler sind er- halten und können besichtigt werden, übrigens wie die Überreste von römischen Gutshöfen, Heiligtümern und Badeanlagen: vgl. besonde- res Faltblatt: Archäologische Wanderungen im Großherzogtum Lu- xemburg. Im Durchgang zum nächsten Saal hängt eine Marmorplatte mit früh- christlicher Inschrift (Beginn 5. Jh.); sie wurde in Ettelbrück entdeckt (80). Dem Besucher, den es nach diesem Rundgang nach weiteren gallo- römischen Antiquitäten gelüstet, raten wir, ım dritten Stockwerk des Museums eine Studiensammlung aufzusuchen, wo sich unter mehre- ren Hunderten von Gefäßen und Geräten solche vom Tossenberg und Marscherwald, von Dalheim und Steinfort befinden. Ihre Anzahl und Vielfalt zeugen von der Siedlungsdichte unserer Gegenden zur Römerzeit, also seit der Eroberung durch Julius Cäsar bis zur Vól- kerwanderung im 5. Jahrhundert. DIE FRÄNKISCHE ZEIT Saal 11 Im Saal 11 finden wir einige in römischer Zeit behauene Steine, die zur fränkischen Zeit in Sarkophage umgewandelt wurden. Sie stammen vornehmlich von Wasserbillig und Emeringen. Vorhin bewunderten wir das Relief der Vitis auf dem Emeringer Steinblock als Ausdruck römischen Wesens (39); jetzt interessiert er uns als Steinsarg eines fränkischen Anführers mit seinen Beigaben; außerdem enthalt er heute die Waffen anderer toter Krieger aus der Gegend um Emerin- gen: Mondorf, Ellingen und Assel. Sie finden hier Wurfbeile (Franziska), zweischneidige Langschwerter (Spatha), einschneidige Kurzschwerter (Scramasax), Lanzen (Fra- mea), Pfeilspitzen; Schildbuckel, Messer, Scheren, Feuerstahl, Le- derzeuggarnituren aus Bronze oder silbertauschiertem Eisen wie Gürtelschnallen, Riemenzungen und Rückenbeschläge (85). j^